Während es am Wochenende in der ersten Liga etwas ruhiger zuging und Überraschungen ausblieben, wird das Unterhaus mehr und mehr zu einem absoluten Tollhaus. Urplötzlich gelingt dem Schlusslicht aus Ferndorf in Hagen ein Kantersieg, Lübeck gewinnt nach einem Trainerwechsel ein Spiel nach dem anderen. Da passt es bestens, dass Moderator Sascha Staat den Kollegen Finn-Ole Martins persönlich vor das Mikrofon zerren konnte, um genau darüber zu plaudern.

Auch bei GWD Minden scheint eine richtige Prognose kaum möglich zu sein. Die Ostwestfalen haben sich tatsächlich an die Konkurrenz herangerobbt, der Klassenerhalt ist nicht mehr ausgeschlossen. Im Umfeld herrscht aber nach wie vor eine latente Unruhe, wie Sebastian Külbel vom Mindener Tageblatt zu berichten weiß. Voller Freude und Optimismus ist derweil Vitor Baricelli von der HSG Konstanz, wo für den Brasilianer gerade ein großer Traum in Erfüllung geht.

Eigentlich wollte Klaus Gärtner nie Cheftrainer der Rhein-Neckar Löwen werden, nun beendete der Verein das misslungene Experiment vorzeitig. Ljubomir Vranjes wird bis zum Saisonende Platz auf der Bank Platz nehmen und soll die Mannschaft wieder in die Spur bringen. Doch das gelang in den ersten Partien unter Seiner Führung überhaupt nicht, das Team enttäuschte weiter. Marc Stevermüer, der für den Mannheimer Morgen unterwegs ist, analysiert die Lage.

Deutlich über den Erwartungen liegt hingegen die HSG Wetzlar, wo Benjamin Matschke seit Sommer das Sagen hat. Er setzt auf eine starke Defensive, die er aber zur neuen Spielzeit schon wieder neu aufstellen muss. Volkmar Schäfer von der VRM Mittelhessen weiß mehr. Im Interview der Woche ist Max Darj zu Gast. Der Kreisläufer des Bergischen HC wurde gerade erst mit Schweden Europameister, aber der Titel ist für ihn auch Tage später nicht wirklich greifbar.

Einmal von Chambery nach Hamburg und zurück, so könnte man die Karriere von Bertrand Gille kurz und knapp zusammenfassen. Damit wäre die sportliche Geschichte des Welthandballers von 2002 aber nicht im Ansatz erzählt. In seinen fast zwei Jahrzehnten als Profi gewann der ehemalige Kreisläufer mit Ausnahme der Champions League alle Titel, die man gewinnen kann. Mit "Les Experts" sammelte er die Gold-Medaillen wie andere Briefmarken.

Dabei lief es nicht immer reibungslos, vor allem die ersten Monate in der Hansestadt machten ihm arg zu schaffen. Doch nach einer schweren Eingewöhnungsphase lief es quasi wie geschnitten Brot, Sorgen machten nur noch die Finanzen. Im exklusiven Interview spricht der dreifache Familienvater über den Aufschwung des französischen Handballs, über eigenwillige Charakterköpfe und über Niederlagen, die er am liebsten schon lange verdrängt hätte.

Satte 20 Jahre nach dem letzten großen Erfolg sicherte Niklas Ekberg mit einem eiskalt verwandelten Siebenmeter mit Ende der regulären Spielzeit den Schweden den Titel bei der Europameisterschaft. In einem engen Finale wurde in den letzten Minuten mit Joan Canellas ausgerechnet die personifizierte Kaltschnäuzigkeit zum Unglücksraben. Gemeinsam mit Stefan Kretzschmar, der das Turnier für Sportdeutschland.TV begleitet hat, analysiert Sascha Staat die Geschehnisse.

Wie schon ermutet boten die Halbfinals in Budapest pures Spektakel, dabei aber eher unerwartete Ergebnisse. Topfavorit Dänemark wurde von der spanischen Defensive der letzte Nerv geraubt, Jordi Ribera zeigte Nikolaj Jacobsen taktisch die Grenzen auf. Frankreich agierte gegen Schweden mehr oder weniger ohne Torhüter und brachte Jim Gottfridsson nie unter Kontrolle. Nils Bastek, der für die DPA unterwegs ist, zeigt sich von den Siegern begeistert und erwartet ein offenes Endspiel.

Ob er tatsächlich auf die jungen Akteure setzen würde? Oder hat er im Endeffekt aus der Not eine Tugend gemacht? Nur zwei der zahlreichen Fragen rund um die deutsche Mannschaft in Bezug auf Alfred Gislason, der sich bei der Europameisterschaft ein wenig neu erfunden hat. Dieser Meinung ist zumindest Tamo Schwarz von den Kieler Nachrichten, der das Turnier in Bratislava vor Ort begleitet hat. Er sah durchaus gute Ansätze und lobt den isländischen Trainer.

Enge Spiele bis zur letzten Aktion und Entscheidungen mit jeder Menge Drama, das wünscht man sich im Handball. In Bratislava und Budapest boten die Akteure zum Abschluss der Hauptrunde mal wieder ordentlich Spektakel. Wie so oft sicherten sich die üblichen Verdächtigen einen Platz im Halbfinale und kämpfen nun um die Medaillen. Ruwen Möller vom Flensborg Avis berichtet direkt aus Ungarn und gibt zudem spannende Einblicke, die nichts mit dem Sport zu tun haben.

Gerade erst ist Erik Wudtke direkt aus der Isolation wieder in der Heimat angekommen, da ist er auch schon mit der Analyse des Turniers beschäftigt. Für den deutschen Co-Trainer waren die Tage in Bratislava besonders kräftezehrend, weil er keinen persönlichen Kontakt zur Mannschaft hatte. Aber er ist weit davon entfernt sich zu beschweren und legt den Fokus sofort auf die Zukunft. Dabei soll vor allem mehr Geschwindigkeit den Weg in die Weltspitze möglich machen.

In einem zerfahrenen Spiel gelang der deutschen Mannschaft mit einem knappen Sieg gegen Russland ein versöhnlicher Abschluss des Turniers. Dabei war es eine Partie mit Höhen und Tiefen, in denen beide Teams aber bis zum Schluss alles gaben. Gerade bei der DHB-Auswahl stimmte mal wieder die Moral, die am Ende auch für die Punkte sorgte. Florian Kehrmann, Trainer des TBV Lemgo Lippe, ist daher durchaus optimistisch für die kommenden Jahre.

Als der gerade aus der Isolation aufs Feld zurückgekehrte Hendrik Wagner nach wenigen Minuten wieder von der Platte musste, nahm das kaum jemand so richtig wahr. Dem Mann aus Ludwigshafen war die Puste ausgegangen. Doch eigentlich sprach das niemand an, das Sportliche stand im Fokus. Sascha Staat und sein Gast Finn-Ole Martins machen sich Sorgen, wie es mit den infizierten Akteuren auf lange Sicht weitergehen wird.